Prozeß der Institutionalisierung
Mutual Aid in der Humangeschichte

Schon im Tierreich macht Kropotkin die Beobachtung, daß, je mehr man die Stufenfolge der Entwicklung hinangehe, die sozialen Handlungsweisen nicht mehr nur instinktiv erfolgten sondern bewußter würden (Kropotkin, 1993: 65). Die Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten ist für Kropotkin direkt an Geselligkeit, an soziales Verhalten gekoppelt; insofern erscheint ihm Geselligkeit "als Hauptfaktor der Entwicklung, sowohl direkt dadurch, daß das Wohlergehen der Art mit möglichst geringem Kraftaufwand gesichert wird, wie indirekt dadurch, daß die Entwicklung des Verstandes begünstigt wird (Kropotkin, 1993: 69)." Er geht dabei nicht nur von einer Koevolution von sozialem Verhalten und Verstand aus, sondern durch zunehmende Geselligkeit werde die Schaffung und die Ausdifferenzierung von Institutionen bedingt. Indem er eine Entwicklungsgeschichte der gegenseitigen Hilfe schreibt, schreibt er gleichzeitig eine Entwicklungsgeschichte der Institutionalisierung (Kropotkin, 1993: 10; 1994: 48, 118). Fortschritt und Kooperation gehören für Kropotkin unmittelbar zusammen, in Perioden heftiger Kämpfe ergibt sich seiner Meinung nach keine fortschrittliche Weiterentwicklung (Kropotkin, 1993: 13):

"Vereinigt euch - übt gegenseitige Hilfe! Das ist das sicherste Mittel, um all und jedem die größte Sicherheit, die beste Garantie der Existenz und des Fortschritts zu geben, körperlich, geistig und moralisch. [...] Das ist es auch was der Mensch - der primitive Mensch - getan hat; und darum hat der Mensch die Stufe erreicht, auf der wir jetzt stehen (Kropotkin, 1993: 83)."

 

Die frühen Menschen
Die Dorfmark der Barbaren
Die mittelalterlichen Gilden
Kropotkins Zeit - Genossenschaften und Vereine
Tendenzen in der Institutionalisierung
ZURÜCK WEITER